1. Im Rahmen des Seminars wurde eine kleine Sammlung über den Stand der Kommunikation und Information an der heutigen HU zusammengetragen.

2. Nach einer gemeinsame Veranstaltung mit dem Rechenzentrum der HU zum Thema"Die Zukunft des Wissens" entwickelte Thesen.

 

Zur Bedeutung neuer Kommunikationstechnologien für die Innen- und Außenkommunikation der Universität. 5 Thesen

1. Beziehungsbestimmte Hierarchien zwischen Statusgruppen werden aufgebrochen.
2. Zugriffsmöglichkeiten von Statusgruppen auf Inhalte ordnen sich neu.
3. Die Bringeschuld des Anbieters setzt neue Maßstäbe zur Informationsbewertung.
4. Die ubiquitäre und volle Verfügbarkeit macht Wissensangebote beliebig.
5. Nicht nur Wissensangebote, sondern auch deren Anbieter stehen beliebig nebeneinander im Internet.

1. Beziehungsbestimmte Hierarchien zwischen Statusgruppen werden aufgebrochen.

Der Austausch von elektronischer Post allein ändert nicht unbedingt Beziehungen, da die eingehenden elektronischen Postsendungen an hochgestellte Persönlichkeiten sicherlich durch deren Referenten oder Sekretariate behandelt werden wie konventionelle Briefe oder Faxe.
Das Netz von gleichberechtigten Maschinen ignoriert aber vorhandene Beziehungen zwischen den Netzbenutzern und stellt völlig neue Beziehungen zwischen Wissensanbietern in den Vordergrund.
Ausdruck dieser Entwicklung ist beispielsweise das Verhältnis von Texten und Verweisen innerhalb der WWW- Seiten. Im traditionellen Text vorhandene Verweise greifen auf gleichberechtigte WWW- Seiten oder Server zu. Zwischen diesen und den hinter Verweisen steckenden Informationsanbietern gibt es aber keine technischen Hierarchien. Die Informationen sind unabhängig von heute vorhandenen geographischen, räumlichen, zeitlichen, sozialen, personellen und gesellschaftlichen Hierarchien strukturiert und abrufbar.

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2. Zugriffsmöglichkeiten von Statusgruppen auf Inhalte ordnen sich neu.

Durch den Inhaltsaspekt bestimmte Hierarchien werden aufgebrochen. Über heute vorhandene räumliche, soziale, personelle und gesellschaftliche Grenzen hinweg erfolgt der weltweite, direkte Zugriff in Echtzeit von Punkt zu Punkt mittels elektronischer Werkzeuge. Priviligiert sind zukünftig die Besitzer von geeigneter Hard- und Software für den allzeitigen und weltweiten Informationszugriff.

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3. Die Bringeschuld des Anbieters setzt neue Maßstäbe zur Informationsbewertung.

Eine eingesessene und renommierte Institution kann nicht mehr auf Wissensdurstige warten, sondern muß selbst aktiv werden, um ihre Informationen auch im Internet nutzbar zu machen.
Die neuen Kriterien, auf die Wissen überprüft wird, stellen die bisher bekannten oft auf den Kopf:
- Ist der Anbieter bei vielen Suchmaschinen gemeldet?
- Wie und wo ordnen die Redaktionen der Suchmaschinen das gemeldete Wissensangebot ein?
- Kann der Anbieter großen Aufwand zur Aufbereitung seines vorhandenen "analogen" Wissens für das WWW treiben, wo fängt er beim digitalisieren an und welche Schwerpunkte setzt er weiterhin?
- Welcher Anbieter ermöglicht das komfortabelste herunterladen von solchen digitalisierten Information wie (Original)-Quelltexten oder Bildmaterial, die direkt in eigene Texte etc. eingebunden werden können?
- In welchem neuen Verhältnis stehen Beziehungs- und Inhaltsaspekt ?
- Findet eine aus ökonomischen Gründen nicht digitalisierte Arbeit noch weite Beachtung?

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4. Die ubiquitäre und volle Verfügbarkeit macht Wissensangebote beliebig.

Dabei wird durch die Editierfunktionen moderner Browser der Unterschied zwischen Original und Kopie verwischt. Eine aus dem WWW geladene Datei ist im Gegensatz zum bisherigen Verständnis von Kopieren absolut identisch mit der beim Informationsanbieter vorhandenen Datei. Informationen jeglichen Inhaltes sind konkurrierend weltweit in Echtzeit im Original vorhanden. Suchen und Aussuchen muß der Nutzer. Wie kompetent sind maschinelle Hilfen an der Seite des Nutzers? Ersetzen sie Archivar und Bibliothekar?

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5. Nicht nur Wissensangebote, sondern auch deren Anbieter stehen beliebig nebeneinander im Internet.

Es stehen Feuer und Wasser für den Benutzer in gefährlicher Banalität nebeneinander: unterschiedlichste Traditionen, quantitative und qualitative Unterschiede, kommerzielles Interesse und öffentliche Verantwortung, unvereinbare ethische Ansichten, ...
Das ist gerade für die Universitäten, die ursprünglichen Auftraggeber an das CERN zur Entwicklung des WWW, eine enorme Herausforderung.
Die Universität ist gefordert, fast grenzenlose Kommunikationspotentiale zu kanalisieren, Wissensangebote weiterhin vergleichbar und Wissen in aller Vielseitigkeit greifbar zu machen. In den Universitäten in örtlicher und zeitlicher Einheit forschende, lehrende und studierende Informatiker, Medien- und Kommunikationswissenschaftler, Kybernetiker etc und das zu präsentierende Wissen der Uni stellen ein einmaliges Potential dar. Dieses muß dem Internet mit all seinen vielseitigen Diensten die Benutzerschnittstellen und Suchwerkzeuge geben, die den Ort des Wissens Universität nicht beliebig werden lassen. Auf einen Nenner gebracht: Die Universitäten bleiben ihrem ca. 6 Jahre alten Werkzeug WWW verpflichtet, auch wenn es jetzt von anderen Anbietern benutzt wird, oder gerade deshalb.

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