Marlis Dürkop, Olaf Kriseleit

Das positive Selbstbild suchen

Welche Einsichten bringt die Anwendung des Coporate-Identity-Konzeptes auf die Debatten zur Universitätsreform ?

veröffentlicht in "DUZ" 19/1997

Obwohl die neuerlichen Diskussionen um die Hochschul-Reform nun auch schon einige Jahre alt sind, bleiben Profil und Ziele der Universität der Zukunft noch immer im Dunkeln.AlsInstitutionist die Universität weitaus weniger erforscht ist als etwa der Minnesang des Mittelalters oder das Mondgestein. U.a. mangelt es an Systemen der Leistungsbeurteilung und zur Steuerung von Entscheidungen, die Verflechtung von akademischer Selbstverwaltung und administrativer Unternehmensaufgabe war kaum je Gegenstand organisationssoziologischer oder betriebswirtschaftlicher Analysen.




Ein lohnenswerter Ansatz für eine solche gefragte ganzheitliche Betrachtung des Systems Universität sind die Konzepte der"Corporate Identity", die vornehmlich in der Betriebswirtschaft und dem Kommunikations-Design beheimatet sind.Werden sie auf die Universitäten übertragen, gilt es zunächst, Schwellen zu überschreiten, muß nach dem Produkt der Universität und ihren Dienstleistungengefragt werden. Anders als erwartet finden sich sodann nicht nur platte Marktmodelle- sondern die Rede ist auch von der Würde der Unternehmen, vom Ziel, nicht nur einen guten Eindruck nach außen zu machen sondern vor allem sich selbst treu zu bleiben. Es geht nicht nur um die Gestaltung der Erscheinungsform sondern u.a. darum, ein kulturelles Klima im Unternehmen zu schaffen.

Aus dieser Perspektive werden nicht zuletzt auch die Mängel der derzeitigen Reformdebatte um die Hochschulen deutlich: Zunächst stellt sich in aller Schärfe die Frage, worin eigentlich die Krise der Universität besteht.




Veränderungen der Institution, der Klientel, der Aufgaben, der Rahmenbedingungen und des Gegenstandes Wissenschaft bedürfen der Analyse. Die jedoch fehlt. Den vielfältigen Aktionen geht keine Diagnose voran, wie zahlreiche Beispiele belegen: So werden etwa imporierte Reformmodelle wie die Boards den alten Systemen aufgepfropft, die darunterliegenden Strukturen bleiben jedoch unverändert. Institute werden zusammengelegt oder geschlossen, ohne daß eine interne oder gesellschaftliche Kosten-Nutzen-Analyse erfolgt ist. Den Universitäten wird haushaltsmäßige Selbstständigkeit abgefordert beziehungsweise gewährt, ohne daß die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen der Geldbeschaffung verändert werden. Auf diese Weise werden die Reformbemühungen nur Stückwerk bleiben.

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